Häufig gestellte Fragen

Welche Methoden der Gerinnungshemmung gibt es?

Seit Kurzem werden immer häufiger sogenannte NOAK (neue orale Antikoagulantien) eingesetzt, um die Blutgerinnung zu hemmen. Die Therapie bedarf keiner regelmäßigen Kontrolle der Blutwerte, eine Anpassung der Medikamentendosis ist nicht erforderlich. Eine Messung der Gerinnung ist jedoch derzeit auch bei einer Blutung nicht möglich und kann lediglich abgeschätzt werden. Es gibt kaum Erfahrungen mit Gegenmaßnahmen. Ein spezifisches Antidot gibt es zurzeit noch nicht.* Seit mehr als 50 Jahren werden Vitamin-K-Antagonisten wie Marcumar® und Falithrom® verabreicht. Mit der INR-Messung lässt sich der Gerinnungswert engmaschig kontrollieren und die Dosis des Medikaments umgehend anpassen. Kommt es zu Blutungen, gibt es wirksame Gegenmittel.

* Leitfaden der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Orale Antikoagulation bei nicht valvulärem Vorhofflimmern: Empfehlungen zum Einsatz der neuen Antikoagulanzien Dabigatran (Pradaxa®) und Rivaroxaban (Xarelto®). Version 1.0, September 2012; www.akdae.de

 

Wie gut bin ich geschützt, wenn ich auf die INR-Messung in Kombination mit der Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten wie Marcumar® und Falithrom® vertraue?

Mit dem Vitamin-K-Antagonist Phenprocoumon (enthalten in Marcumar®, Falithrom® u.a.) gibt es gute Erfahrungen seit mehr als 50 Jahren. Die Rate an Schlaganfällen kann ganz erheblich gemindert werden.

 

Wie kann ich feststellen, ob Patienten-Selbstmanagement der richtige Weg für mich ist?

Wenn Sie gesundheitlich in der Lage sind, die Messungen regelmäßig durchzuführen und die Kontrolle über Ihre Therapie selbst in die Hand nehmen wollen, ist das Selbstmanagement grundsätzlich ein geeigneter Weg. Sind Sie anfangs unsicher, kann zunächst Ihr Arzt die Messungen mit dem Micropoint qLabs® Electrometer vornehmen und sie schrittweise in das Selbstmanagement überführen.

 

Welchen Vorteil bietet das Patienten-Selbstmanagement?

Die eigenverantwortliche Messung und Dosierung der Gerinnungshemmer, ist einer der wesentlichen Bausteine für eine optimale INR-Einstellung. Die Überwachung der Blutwerte erfolgt engmaschiger und ermöglicht jederzeit INR-Bestimmungen. Studien zeigen, dass – bedingt durch die häufigen Messungen – die INR-Werte von Patienten im Selbstmanagement bis zu 90%* im therapeutischen Bereich liegen, das heißt sehr stabil sind. Mit der Kontrolle in der Arztpraxis werden nur Werte von etwa 60% erreicht. Komplikationen wie Blutungen oder die Verstopfung eines Gefäßes gehen deutlich zurück.

* Bernardo, A, Völler, H 2001: Leitlinien Gerinnungsselbstmanagement. Dtsch. Med. Wschr. 126, 346-351

 

Ich bin bereits von meinem Arzt im Krankenhaus auf NOAK eingestellt worden. Kann ich auf eine INR-Messung im Patienten-Selbstmanagement umstellen?

Ja, wenn Sie die grundsätzlichen Voraussetzungen erfüllen, ist das möglich. Viele  Patienten fühlen sich damit sicherer. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt über eine Umstellung.

 

Wie gefährdet bin ich, wenn ich einen Gerinnungshemmer nehme und einen Unfall habe, bei dem es zu einer Blutung kommt?

Wer Gerinnungshemmer nimmt, hat ein erhöhtes Blutungsrisiko und sollte besonders gut auf sich achten. Kommt es zu einer Blutung, gibt es Gegenmittel. Ein Vorteil bei der Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten wie Marcumar® und Falithrom® ist, dass diese Wirkstoffe seit Jahrzehnten eingesetzt werden. Die Gegenmittel sind weit verbreitet, gut erforscht und wirksam. Die meisten Ärzte haben langjährige Erfahrungen damit.

 

Was sind die Vorteile von Marcumar® und Falithrom® gegenüber den neuen oralen Antikoagulantien?

Vitamin-K-Antagonisten sind ein seit 50 Jahren erprobtes und bewährtes Arzneimittel. Ärzte sind erfahren im Umgang mit dem Medikament. Das ist besonders wichtig, wenn einmal eine Blutung auftreten sollte. Dann kann die Gerinnung schnell und unkompliziert gemessen werden. Verlässliche Gegenmittel stehen zur Verfügung.  Bei Einnahme von NOAK kann die Gerinnung derzeit nur abgeschätzt werden. Mit dem Einsatz von Gegenmitteln unter Gerinnungshemmung mit den NOAK gibt es wenig Erfahrung. Ein spezifisches Gegenmittel (Antidot) steht zurzeit noch nicht zur Verfügung.1

Bei Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten hält der Gerinnungsschutz länger vor und ist stabiler, auch wenn mal eine Tablette vergessen wurde. Denn nach 90-156 Stunden ist noch die Hälfte der eingenommenen Dosis im Blut vorhanden. Man spricht hier von der Halbwertszeit. Diese beträgt bei den NOAK nur 5-17 Stunden.

Bei der Einnahme von NOAK sollte regelmäßig die Nierenfunktion überprüft werden. Eine eingeschränkte Nierenfunktion kann eine Kontraindikation für NOAK sein oder eine Dosisanpassung erfordern.1

NOAK sind nicht zugelassen für Patienten mit künstlichen Herzklappen. Eine Studie mit Herzklappenpatienten und dem NOAK Dabigatran wurde vorzeitig gestoppt, weil es zu ungefähr doppelt so vielen unerwünschten Ereignissen kam wie bei den Patienten, die einen Vitamin-K-Antagonisten erhielten.2

Ist der Gerinnungswert bei Einnahme eines Vitamin-K-Antagonisten z.B. im Rahmen des Patienten-Selbstmanagements gut eingestellt (TTR über 65,5%), ergibt sich ein Vorteil gegenüber den NOAK (Dabigatran, Rivaroxaban), d.h. schwere Blutungen sind seltener.3

Die deutsche Arzneimittelkommission empfiehlt die NOAK Dabigatran und Rivaroxaban nicht bei Patienten einzusetzen, die mit Vitamin-K-Antagonisten gut einzustellen sind bzw. deren INR unter bereits bestehender Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten stabil im therapeutischen Bereich liegt.

 

1 Leitfaden der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Orale Antikoagulation bei nicht valvulärem Vorhofflimmern: Empfehlungen zum Einsatz der neuen Antikoagulanzien Dabigatran (Pradaxa® und Rivaroxaban (Xarelto®). Version 1.0, September 2012; www.akdae.de

2 Eikelboom JW et al. Dabigatran versus warfarin in patients with mechanical heart valves. N Engl J Med. 2013; 369 (13): 1206-14. doi: 10.1056/NEJMoa1300615.

3 Paikin JS et al.  Rivaroxaban for Stroke Prevention in Atrial Fibrillation: A Critical Review of the ROCKET AF Trial. Expert Rev Cardiovasc Ther. 2012;10(8):965-972.

Wallentin et al. Efficacy and safety of dabigatran compared with warfarin at diff erent levels of  international normalised ratio control for stroke prevention in atrial fi brillation: an analysis of the RE-LY trial. www.thelancet.com 2010 376: 975-983